Dienstag, 31. August 2010

E-Books: schwerer Start in Deutschland

E-Books können sich in Deutschland nur schwer etablieren. Zu diesem Ergebnis kam die Studie "E-Books in Deutschland - Eine neue Gutenberg-Ära?" von Pricewaterhouse Coopers. Demnach ist schon der Begriff des E-Books bei vielen Deutschen unbekannt. Die Studie geht trotzdem davon aus, dass sich die Sparte der digitalen Bücher auch in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreuen wird.
 
Der Hauptgrund für das geringe Interesse liegt in dem mangelnden Angebot. Anders als etwa in den USA oder Großbritannien gibt es hierzulande schlicht  zu wenig E-Books. Im Format ePub, das von den meisten E-Book-Readern dargestellt werden kann, sind nur rund 8.000 Titel verfügbar. 
 
Hinzu kommt, dass die verfügbaren E-Books vergleichsweise teuer sind. Im Schnitt kostet ein Bestseller 15,50 Euro. Das sind nur gut 3 Euro weniger als die gebundene Ausgabe des Buches. Bei Taschenbüchern liegt die Ersparnis gerade einmal bei 40 Cent. Rechnet man die - noch stattlichen - Anschaffungskosten für ein Gerät dazu, sind die E-Books im Vergleich zu gedruckten Büchern deutlich weniger attraktiv. 
 
Bei vielen Deutschen ist das E-Book zudem unbekannt. Die Studie fand heraus, dass von 1.000 Befragten mehr als die Hälfte nicht genau wusste, was ein E-Book ist. Und nur 20 Prozent der Befragten konnte genau sagen, wozu ein E-Reader geeignet ist.
 
Trotzdem zieht die Studie ein positives Fazit. "E-Books werden sich in Deutschland durchsetzen, wenn auch langsamer als in den USA oder Großbritannien", sagt Werner Ballhaus, der bei Pricewaterhouse Coopers den Bereich Technologie, Medien und Telekommunikation leitet. Für viele Deutsche sei das haptische Erlebnis noch wichtiger und das Lesen auf einem digitalen Bildschirm ungewohnt. "Das elektronische Lesegerät wird trotz scharfer und kontrastreicher Bildschirme nicht als gleichwertige Alternative zum gedruckten Buch akzeptiert. Doch dürfte sich dies auch angesichts der wachsenden Mobilität der Konsumenten ändern: Für die Lektüre unterwegs und zwischendurch sind E-Books eine interessante Alternative", sagt Ballhaus. 
 
Entsprechend dem schwierigen Start wird der erwartete Umsatz im Bereich E-Books dieses Jahr bei etwa 20 Millionen Euro liegen. Pricewaterhouse Cooper ist optimistisch, dass sich der Umsatz bis 2015 auf 350 Millionen Euro steigern wird. Bis dahin werde auch der Verkauf der E-Book-Reader auf 2,5 Millionen Geräte ansteigen. Derzeit seien zwischen 50.000 und 80.000 E-Reader im Umlauf. Entscheidend für den Verkauf seien zum einen der Preis, der deutlich sinken müsse, und zum anderen attraktive Zusatzfunktionen wie etwa ein drahtloser Internetzugang oder ein Farbbildschirm.
 
Werner Ballhaus warnt jedoch davor, dass "die deutsche Buchbranche droht, die Digitalisierung zu verschlafen." Gerade in der schleppenden Anfangsphase sei ihr geraten, stimmige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Andernfalls stehe sie chancenlos und weit abgeschlagen hinter internationalen Anbietern wie Amazon oder sogar branchenfremden Unternehmen wie Google oder Apple.

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