Sonntag, 22. August 2010

Schlingensief - Der geniale Kunstprovokateur ist tot

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Manfred Werner
Der vor allem als Theater- und Film-Regisseur aktive Christoph Schlingensief ist am Samstag, den 21. August in Berlin seiner Lungenkrebs-Erkrankung erlegen.

Die Krankheit war Anfang 2008 erstmals diagnostiziert worden. Nach der Entfernung seines linken Lungenflügels wurden bereits Ende 2008 Metastasen im verbliebenen Atmungsorgan entdeckt.

Am 1. August 2009 hatte Schlingensief die Kostümbildnerin Aino Laberenz geheiratet, mit der er bereits lange liiert war.

1983 begann Schlingensiefs Karriere als Filmregisseur. Mit Spielfilmen wie "Das deutsche Kettensägenmassaker", in dem eine westdeutsche Metzgerfamilie nach der Maueröffnung Ostdeutsche Mitbürger verwurstet, festigte er seinen Status als politisch motivierter und nicht immer leicht zu verstehender Provokateur.

In den Endtagen der Kohlregierung 1997 wurde Schlingensief aufgrund eines Plakats mit der Aufschrift "Tötet Helmut Kohl" verhaftet. Die Aktion war Teil seiner Kunstinszenierung auf der Documenta X in Kassel. Nach einem kurzen Engagement für die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands gründete er seine eigene Partei Chance 2000, mit der er 1998 zur Bundestagswahl antrat.

Trotz seiner schweren Krankheit arbeitete der Regisseur energievoll weiter. Er konnte die Früchte seines Anfang 2009 begonnenen Projekts "Festspielhaus Afrika" noch miterleben, Anfang 2010 wurde der Grundstein für ein Festspielhaus in Burkina Faso gelegt.

Im Juli musste der Regisseur sein für die Ruhrtrienale geplantes Projekt "S.M.A.S.H - In Hilfe ersticken" krankheitsbedingt absagen. Der in Oberhausen geborene Künstler wäre am 24. Oktober fünfzig Jahre alt geworde.

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