Nach monatelangem Gezerre ist gestern der hessische Kulturpreis doch noch an den Muslimen Navid Kermani verliehen worden. Der Preis sollte als Brückenschlag zwischen den Religionen dienen, doch Kardinal Karl Lehmann nahm Anstoß an einem Artikel Kermanis in der Neuen Zürcher Zeitung über ein Kreuzigungsgemälde von Guido Reni. Darin hatte Kermani das Kreuz als körper- und somit schöpfungsfeindliches Symbol, das zudem zur Götzenverehrung verführt, generell abgelehnt. Ansichten, denen man sich auch als reflektierender Christ durchaus anschließen kann. An der konkreten Darstellung Renis fand der Schriftsteller jedoch durchaus Gefallen. Trotzdem gab sich Lehmann erzürnt über die Ächtung des christlichen Symbols und drohte damit, bei der Preisverleihung nicht zu erscheinen. Peter Steinacker als Präsident der evangelischen Kirche in Nassau und Hessen teilte die Ansichten seines christlichen Glaubensbruders. In der Folge erkannte Ministerpräsident Roland Koch Kermani den Preis ab. In der nun mit einem halben Jahr Verspätung doch durchgeführten Preisverleihung entschuldigte sich Koch für die Irrungen. Lehmann erwähnte die Auseinandersetzung während der Zeremonie nicht. Kermani hingegen hielt sich weniger zurück, fand jedoch auch versöhnliche Worte. Er gab sich gerührt von der Unterstützung gerade durch Christen, wollte aber von seinem Artikel nichts zurücknehmen. Koch griff er offen an, weil er kriminell agierende Ausländer zum Wahlkampfthema gemacht habe. Im Nachhinein bewertete er den Konflikt als normale Auseinandersetzung in einer multikulturellen Gesellschaft. [Foto: Karl Lehmann]
Links:
Kermani-Artikel in der NZZ
Kermani-Bücher im agent media-Shop
Freitag, 27. November 2009
Hessischer Kulturpreis an Kreuz-Kritiker Kermani
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